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Channel: Respektspezialistin | Bettina Schöbitz » Bewusstsein
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Ohren auf Empfang?

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Wenn wir Menschen kommunizieren, geht das über das klassische “Reden” weit hinaus. Denn wir nutzen weit mehr als nur die Sprache. Wir hören keineswegs nur mit den Ohren zu. Bei der Kommunikation spielen Befinden, Ort und Zeit und die anderen der fünf Sinne eine ebensolche Rolle, wie unsere Körpersprache. Zuhören ist schließlich mehr als die Ohren auf Empfang zu stellen.

Sind Sie zu hören?

Zuallererst beginnt das Zuhören bei unserer Stimme. Denn die ist so unterschiedlich, wie wir Menschen. Da gibt es helle und dunkle Stimmen, laute und leise. Angenehme und unangenehme, welche mit Modulation oder ohne. Schon die Stimme unseres Gegenübers hat Einfluss auf unser Befinden und damit auf unsere Bereitschaft, dieser Stimme zu lauschen. Das Sprechtempo hat ebenfalls starken Einfluss auf unsere Zuhör-Bereitschaft.

Es gibt Tage, da hören uns scheinbar alle zu – und Tage, an denen wir uns über ständige Nachfragen wundern. Weil wir an solchen Tagen eben gerne mal einen Tick zu leise oder zu langsam sprechen. Oder aufgrund von uns umgebenden Geräuschen. Oder weil der Zuhörer heute mal seine Ohren ungewaschen trägt…

Zugewandtheit

Um einem anderen Menschen zuzuhören, braucht es einen Grund. Das kann der Respekt im Sinne von Ehrfurcht oder Angst sein – so wie ein Schüler, der vor seinem Direktor oder Lehrer steht. Oder der Azubi vor dem Chef. Dann geschieht kein respektvolles Zuhören “auf Augenhöhe”, sondern eine Kommunikation vom Hochstatus (Lehrer/ Chef) zum Tiefstatus (Schüler, Azubi). Oder aber wir hören aufgrund einer Interessenlage zu oder wegen einer “Beziehung”, die wir zum Anderen haben. Je nach eigenen Beweggründen hören wir mehr oder minder gut hin. Je nach Befindlichkeit hören wir oft sogar eher weg…weil wir Inhalt, Sender, Thema, Stimme oder Zeitpunkt nur schwer ertragen.

Gute Kommunikation braucht also den richtigen “Raum”, um zu gelingen. Sie braucht Zeit, Zugewandtheit und Empathie.

Augenhöhe

Echtes Zuhören passiert auf Augenhöhe. Es basiert auf dem Interesse am Anderen. Sei es beruflicher Natur (beispielsweise in einem gemeinsamen Projekt) oder auf privater Ebene (als Freund oder Mentor). Zuhören hat mit der Rolle zu tun, die ich momentan innehabe. Sitze ich als einer von vielen abends am Stammtisch, dann verhalte ich mich anders, als in einem trauten Zweiergespräch. Spreche ich mit meinem Kollegen, wähle ich oft andere Worte als im Umgang mit einem Kunden. Doch zum Zuhören brauche ich eben Bereitschaft und Interesse.

Besser kommunizieren

1. Verschaffen Sie sich Klarheit: Worum geht es mir im Gespräch? Worum geht es dem Anderen?

Möchte ich Argumente austauschen im Sinne einer Diskussion? Möchte ich etwas lernen? Möchte ich mich selbst darstellen? Meine Erlebnisse und Erfahrungen schildern? Möchte ich mehr vom anderen wissen? Möchte ich etwas erfahren, um daran anknüpfen zu können? Möchte ich dem Anderen ein gutes Gefühl geben?

2. Bieten Sie eine positive Gesprächsatmosphäre

Schaffen Sie für Ihr Gespräch die bestmöglichen Rahmenbedingungen. Stellen Sie Ihr Telefon auf Kollegen oder Anrufbeantworter um. Schließen Sie Türen und – sofern erforderlich – Fenster. Halten Sie Getränke für eine klare Stimme bereit und bieten Sie diese aktiv an – denn das ist gelebter Respekt vor Ihrem Gast.

Fernseher oder Radio im Hintergrund lenken massiv ab – schalten Sie diese aus. Wählen Sie einen für beide angenehmen Ort und Zeitpunkt für Ihr Gespräch. Beispielsweise bietet sich der frühe Freitagnachmittag an, da es dann in Unternehmen ruhiger zugeht und alle in leichterer Stimmung aufgrund der Wochenend-Vorfreude sind.

3. Versetzen Sie sich in Zuhör-Stimmung – werden Sie vom “Sender” zum “Empfänger”

Aktives Zuhören setzt auf verschiedene “Techniken”, die den Gesprächspartner zum Erzählen animieren. Doch alle Techniken nutzen wenig, wenn wir in der falschen Stimmung sind. Es braucht also eine Gesprächsvorbereitung, um sich aufs Zuhören einzustellen. Die Fragen unter Punkt 1 sind ein guter Start. Dann ist es nützlich, sich selbst bewusst weniger wichtig zu nehmen. Die eigene Meinung, das eigene Befinden einfach mal zurückzustellen und dem Anderen Raum zum “Wirken” zu geben. Das wirkt oft Wunder und unser Gesprächspartner blüht auf. Denn er fühlt sich wertgeschätzt, ernst genommen und relevant. Das ist Balsam auf seine Seele. Und er wird Sie als guten Zuhörer in Erinnerung behalten.

Wer es schafft, sich im Gespräch mit anderen weniger wichtig zu nehmen, der entwickelt schnell Charisma – denn er schenkt dem Anderen seine volle Aufmerksamkeit. Weil er es selbst gar nicht nötig hat, sich in den Vordergrund zu spielen. Weil er freiwillig dem anderen “dient” und voll auf Empfang ist. Er bietet dem Gesprächspartner den Hochstatus – ohne sich selbst dabei abzuwerten.

4. Nutzen Sie die Techniken des Aktiven Zuhörens

– Kopfnicken zum Signalisieren des Verstehens
– Wiederholung des Gesagten in eigenen Worten – so klären sich auch Missverständnisse auf schnellem Weg
– Einbindung kleiner Laute (soetwas wie: Hach ja?, ach?, Oh!, Ähem?, Mhhh?) um den Anderen zum Weiterreden zu animieren – also quasi “fragend” formuliert
– Aushalten auch längerer Gesprächspausen. Das fällt uns schwer und animiert das Gegenüber zum Weitersprechen, wohingegen wir das “Aushalten” bewusst durchaus steuern können
– Zuwendung zur Person durch Körperhaltung, Mimik und Gestik
– Nonverbale Aufmerksamkeitsreaktionen zeigen – also lächeln, Kopf schräg legen, den Kopf vorstrecken
– Rückfragen/ Verständnisfragen stellen: “Wie war das nochmal genau?”, “Was genau ist da passiert?”, “Das habe ich noch nicht ganz verstanden…”

Wichtig ist in jedem Fall, den Redeanteil des Gegenübers zu stärken und den eigenen zurückzunehmen. Wir stellen uns in den Dienst des Anderen, um mehr von ihm, seinem Thema/ Bedürfnis/ Problem/ Leben/ Interesse u.a. zu erfahren. Es geht dabei so gar nicht um uns selbst.

Zuhören ist gelebter Respekt

Wenn Sie bewusst mit dem Aktiven Zuhören starten, werden Sie spannende Momente erleben. Sie werden sehen, wie Ihr Gegenüber oftmals förmlich zu leuchten beginnt, weil ihm endlich mal jemand über einen längeren Zeitraum wirklich zuhört. Ihn wichtig nimmt. Ihm das Gefühl gibt, ein spannendes Leben zu haben. Achtsamkeit zu erhalten.

Und Sie werden erleben, dass Sie so viel spannendere, tiefgreifendere und nachhaltigere Gespräche führen, als bisher. Denn wenn Menschen sich in geschütztem Raum öffnen können, verraten sie uns faszinierende Dinge und erweitern so auch unseren Horizont. Wir lernen mehr von der Welt und erweitern unser Spektrum. Klar braucht echtes Zuhören durchaus manchmal mehr Zeit, als “beiliäufiges Mithören”. Doch es gilt:

Richtig Zuhören lohnt sich! Für alle!

 

Jetzt sind SIE gefragt:
Welche Erfahrungen mit dem Zuhören haben Sie gemacht? Was macht in Ihren Augen einen wirklich guten Zuhörer aus? Wann hatten Sie schon mal das gefühl, so gar nicht “gehört” worden zu sein? Ich freue mich auf Ihren Kommentar oder Ihre Mail zum Thema – und auf Ihre Impulse für besseres Zuhören.

 

Dies ist mein Beitrag zur wudervollen Blogparade “Zuhören” von @Stimmperle Veronika Krytzner.


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